Am Tag des Fastenbrechens wanderte ich mit einer Fastengruppe aus Bad Dürrnberg nach Hallein, um am regionalen Biomarkt hochwertige Lebensmittel für die Aufbautage einzukaufen. Alle waren froher Dinge, zufrieden, dass die Herausforderung des Fastens gemeistert hatten und sahen voller Optimismus in eine bewußtere, gesündere Zukunft. Da beim Fasten alle Sinne geschärft werden, nimmt man die Umgebung viel bewußter wahr. So fiel allen auch  der Spruch an diesem Haus auf.
„Gib uns heute unser tägliches Brot“ erinnert uns an noch nicht lange vergangene Zeiten , als es für Viele keine Selbstverständlichkeit war, täglich ein Stück Brot zum Essen zu haben …

Vielleicht kommt es aus dieser Zeit, dass so viele Menschen ohne Fastenerfahrung beim Gedanken an Fasten mit der Angst, zu verhungern oder dann völlig entkräftet zusammenzubrechen, konfrontiert werden. Eigentlich kein Wunder…

Sprüche wie „iss, damit du groß und stark wirst“  oder „du musst ordentlich essen, sonst fällst du vom Fleisch“ usw. usf. kennen wir wohl alle. Nicht nur diese alten Lebensweisheiten, sondern auch die Bilder aus der Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel-Werbung  suggerieren uns, dass wir ernste gesundheitliche Probleme bekommen, wenn wir nicht unser tägliches Brot mit üppigem Beiwerk bekommen.

Es gehört schon eine Portion Mut und Vertrauen dazu, sich in so einem Umfeld erstmals ans Fasten zu wagen.

Zum Glück wird die Community von Menschen, die jährlich ein- bis zweimal fasten, immer größer.
Und all diese Leute leben noch!
Sie leben nicht nur, sondern fühlen sich nach dem Fasten energiegeladener, gesünder und frischer als davor.
Sie schwören auf regelmäßiges Fasten, weil sie spüren, dass es ihrem Körper, Geist und ihrer Seele guttut, von Zeit zu Zeit auf das Überflüssige zu verzichten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Und diese Menschen erzählen von ihren positiven Erfahrungen beim Fasten.
Das hilft immer mehr Menschen, ihre Angst zu überwinden und sich auf den Weg zu machen, eigene Erfahrungen mit dem Fasten zu sammeln. Es ist für mich ein Geschenk, Menschen bei ihrem Fastenerlebnis begleiten zu dürfen, sie durch ihre Ängste und Zweifel zu führen und vor allem, mitzuerleben, wie mit jedem Fastentag ihr Vertrauen in ihren Körper und die Wirkmechanismen der Natur wächst.

Das unglaubliche Privileg, das wir heute und in Mitteleuropa haben, ist,
dass wir uns freiwillig fürFasten entscheiden können,
zu einem Zeitpunkt, den wir selbst wählen
und in einer Art, die uns sympathisch ist.

Wir können Tee-, Saft-, Suppenfasten, Hildegardfasten, Basenfasten, Intervallfasten, Fasten nach F.X.Mayr – um nur einige der heute gängigen Fastenformen zu nennen.

In den letzten Jahren ist auch die Wissenschaft auf die gesundheitsfördernden Wirkungen von regelmäßigem Fasten aufmerksam geworden. Fasten als Pause für unseren Körper.

Es gibt mehr und mehr Studien, die belegen, dass es nicht das regelmäßige (oft auch übermäßige) Essen ist, das uns gesund erhält, sondern die Pausen, in denen wir nicht essen. Pausen, die der Körper nützt, um sich zu regenerieren.

Wer weiß, vielleicht steht eines Tages an einer Hauswand  „Herr, gib uns heute unsere Pause…“
Vielleicht ist es sinnvoller, in dieser Zeit des Überflusses selbst die Verantwortung für seine (Essens) Pausen zu übernehmen und täglich auf genügend Zeit zwischen den Mahlzeiten zu achten und daneben dem Verdauungssystem von Zeit zu Zeit eine längere Verschnaufpause zu gönnen….

Zum Thema „Pause“ fällt mir noch so Einiges ein, aber das ist Gegenstand eines anderen Blogs…